Am 11. Juni 2022 feierte Innovation Ausbau sein 5-jähriges Bestehen. Gegründet wurde der Verein, um die Belange und drängenden Themen seiner Mitglieder aus den Branchen Ausbau und Sanitär-Heizung-Klima bestmöglich zu clustern und zu thematisieren. Dazu zählen unter anderem Digitalisierung, Innovatives Bauen, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, Nachwuchsgewinnung sowie die Zukunft der Logistik. Die Botschaft des Vereins für die Zukunft: Ausbau und SHK müssen sich bewegen und sich für Innovationen weiter öffnen. Hier kann und möchte der Branchenverein seine Mitglieder auch in Zukunft informieren, unterstützen und stärken.

Das Ende der Dummheit – Networking hilft

Die Branchen für Ausbau und Gebäudetechnik sind hin- und hergerissen. Sie befinden sich in einer seltsamen und zugleich spannenden Übergangszeit zwischen traditionellem Arbeitsverständnis und Digitalisierungsnot. Zwischen digitaler Materialbestellung und Angebotsbestätigung per Fax. Zwischen hochanspruchsvollen logistischen Herausforderungen in Zeiten von Pandemie und Krieg sowie der Klein-Klein-Abstimmung auf Baustellen vor Ort. Zwischen „Wo wollen wir hin?“ und „Was bringt mir das? Sollen doch die anderen machen…!“

Visionäres auf Schloss Ettersburg

Die Jubiläumsfeier auf Schloss Ettersburg bot zugleich einen Rückblick auf die Highlights der jungen Vereinsgeschichte, konzentrierte sich aber auch in diesem feierlichen Rahmen auf seine ureigene Aufgabe: Seinen Mitgliedern eine Plattform für Networking und zugleich neue Impulse für deren Tagesgeschäft und Weiterentwicklung zu bieten.

Keynote-Speaker Lars Thomsen sensibilisierte als Zukunftsforscher des Think Tanks Future Matters AG die Teilnehmer für die hohe Taktrate, in der Innovationen derzeit stattfinden und mit der die Baubranche zunehmend Schritt halten muss. Helmut Bramann erläuterte als beratendes Mitglied von Innovation Ausbau e.V. und Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in seinem Impulsvortrag „Treibhausgas-Neutralität im Gebäudesektor“, in welchem Bereich Digitalisierung beispielsweise helfen kann, um die geforderten rechtlichen Ziele rund um die Wärmeversorgung und CO2-Reduktionen einzuhalten.

Nachhaltigkeit im Bau durch Digitalisierung

Dieses Stichwort nahm Annette von Hagel von der gemeinnützigen Stiftung re!source e.V. auf. Ihr Thema: Die Bauwirtschaft macht 50 % der Treibhausgasemission aus und ist für 90 % des Biodiversitätsverlusts verantwortlich – folglich muss die Bau- und Immobilienwirtschaft zwingend auf mehr CO2-Neutralität achten. Die Digitalisierung von Dokumenten und Datenbanken könne hier helfen, um zu erkennen, „was von wem und wo in welcher Qualität verbaut wurde.“

Konkrete Anwendungsbeispiele für die Chancen der Digitalisierung zeigten außerdem Nils Gagzow in Form der Bestellplattform von ProMaterial Technologies sowie Dr. Jan Tulke, der in seiner Funktion als Geschäftsführer der planen-bauen 4.0 GmbH aktuelle, konkrete BIM-Features vorstellte.

Logistik unter Druck

Dennoch: Die Herausforderungen sind vielfältig, wie Dörte Maltzahn als Head of Freight Management der Knauf Gips KG aufzeigte. Sie hob hervor, wie wichtig es ist, die Zukunft der Baulogistik aktiv zu gestalten und dabei möglichst alle Teilnehmer digital einzubinden.

Digitale Lösungen sind also vorhanden, einige davon kommen aus der Branche selbst und sind entsprechend praxisnah – und sie sind dringend benötigt, unterstrich Helmut Willer als Vereinsvorsitzender in seinem kurzen Schlusswort. „Wir müssen uns öffnen, uns vernetzen, Abläufe und Informationen standardisieren“, mahnte der Geschäftsführer der Apleona R&M Ausbau GmbH, „sonst geraten wir bereits mittelfristig ins Hintertreffen.“

Prominenz mit Wolfgang Tiefensee und Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin

Zum Ausklang des Jubiläums bereicherten mit Wolfgang Tiefensee und Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin das Festbankett. Der Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft des Freistaats Thüringen ermutigte die Festgäste, nicht stehenzubleiben, sondern immer neu zu denken und umzudenken. Die Lieblingsbewegung des Deutschen mit Achselzucken und Zurücklehnen sei nicht hilfreich.

Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin erweiterte als Philosoph und ehemaliger Politiker die Perspektive und schaute auf die derzeitigen globalen Dynamiken und Demokratien, die sich in Krisen befinden, durch kulturelle Krisen verstärkt werden und die Meinungs- und Pressefreiheit unter Druck setzen. Seine Hoffnung lautete: Frieden durch Demokratie ist möglich – wenn Demokratie attraktiv ist.